schließen
Sie sind hier:

19. JANUAR 2007

Kriegs-PR

Vor 20 Jahren lag der Kalte Krieg in den letzten Zügen. Der Eiserne Vorhang rostete. Der Westen hatte das Wettrüsten so gut wie gewonnen. Noch war es für das westliche Lager legitim, den Kommunismus als Bedrohung zu betrachten und ein Feindbild daraus abzuleiten. Doch das Feindbild verblaßte angesichts von „Glasnost“ und „Nowije Mischlenije“. Bald darauf gab es die UdSSR, die DDR und Jugoslawien nicht mehr und manch anderes sozialistische hatte sich auch gewandelt und dem Kapitalismus ergeben. Länder wie Bulgarien sind völlig vom Beobachtungshorizont der hiesigen Nachrichtensender verschwunden.

Dem NATO-Doppelbeschluß war ja die Erkenntnis vorausgegangen, dass man die sozialistischen Länder offensichtlich nicht mit militärischen, subversiven oder wirtschaftlichen Mitteln in die Knie zwingen kann. Das Ergebnis war der NATO-Doppelbeschluß, der nur eines zum Ziel hatte: Den Osten zu Tode rüsten. Das Wettrüsten war eröffnet und der Osten war so doof, sich darauf einzulassen. Die Menschen ist West und Ost befürchteten, bald eine Pershing oder eine SS-20 im Garten zu haben.

Die Rechnung ging auf. Der Osten konnte die gewaltige Wirtschaftsmaschinerie nicht stemmen, weil das System ein anderes war. Im Osten verdiente eine Flugwerft eben nichts daran, wenn es der Luftwaffe eine Schraube für 20 Rubel verkaufte. Ganz anders im Westen: Dort haben sich die Zulieferer von Pentagon, Hôtel de Brienne, und Hardthöhe eine goldene Nase mit Schrauben für 20 Dollar verdient.

Das alles sollte auf einmal vorbei sein. Nein!

Neue Feindbilder mussten her und George Bush, d.Ä., hatte mit seinem „We will not stand this aggression“ den neuen Krieg schon begonnen. Die Regierungszulieferer reiben sich die Hände und frohlocken, denn ihre Profite schießen wieder wie Öl in den Himmel.

Zu denen, die sich die Hände reiben gehörten auch eine ganze Anzahl von Bekannten aus der IT-Branche und deren Zulieferer. So hat Carleton S. (Carly) Fiorina – Sie erinnern sich noch an die Frau, die Lucent Technologies und Hewlett-Packard (mit Compaq, DEC und Tandem) ruinierte – noch während ihrer Zeit als HP-Chefin, die Republikanische Partei und den Wahlkampf von Gouvernor Schwarzenegger unterstützte. Dazu gehört aber auch das PR-Netzwerk Hill & Knowlton, die die Story von „Kindermorden in kuwaitschen Krankenhäusern durch irakische Soldaten“ und die Geschichte von dem „armen mißhandelten Mädchen“ erfanden: zwei Stories, die in der Bevölkerung ein tiefsitzendes Gefühl, den Krieg unterstützen oder befürworten zu müssen, hervorriefen.

Ich erzähle das nur, weil einige Jahre später das von der Fiorina geleitete Unternehmen festlegte, sich weltweit nurmehr auf drei PR-Agenturnetzwerke zu verlassen und dabei das Netzwerk „Hill & Knowlton“ der Favorit war. Dasselbe Unternehmen, das also Lügen über den Angriff Iraks auf Kuwait erfunden hat, macht uns weiß, welche Produkte von HP besonders gut für uns sein sollen.

Ich hätte von den Nationalökonomen nun gern gewußt, ob denn nun wirklich nur eine militärische Auseinandersetzung ein Motor der Wirtschaft sein kann, und von den Philosophen hätte ich gern gewußt, wann es unmoralisch ist, in solch einem System mitzuwirken. Lösungsansätze kann ich indes keine bieten.

zurück  •   zum Archiv   •  weiter